Eigentlich macht der Bau schon vieles richtig, wenn es um den Klimaschutz geht. Unsere Neubauten sind dank MuKEn und guter Standards ziemlich energieeffizient. Auch Erneuerungen gehen in der Regel mit energetischen Verbesserungen einher.

Wo es allerdings noch einiges zu tun gäbe, ist die graue Energie, die wir in unseren Projekten «verbauen». Zwar betreiben wir bei Rückbaumaterialien fleissig Urban Mining. Rund 70 % davon werden laut Bundesamt für Umwelt verwertet, also als Sekundärrohstoff eingesetzt. Beim Aushub- und Ausbruchmaterial sind es gar bei 75 %. Das ist gut, weil es Ressourcen, Umwelt und Landschaft schont. Die graue Energie hingegen reduzieren wir damit nicht massgebend.

Wenn wir Recyclingbeton verwenden, dann steckt die meiste graue Energie im Zement, und den müssen wir ja neu zusetzen. Wenn wir eine Metallfassade rückbauen, einschmelzen und zu neuen Elementen verarbeiten, braucht das zwar weniger Energie, als wenn das Metall aus dem Erz gewonnen wird. Es braucht aber viel mehr Energie, als wenn wir die alten Elemente direkt für den Bau einer neuen Fassade verwenden.

Dieses integrale Wiederverwenden von Bauteilen und Komponenten hätte viel Potenzial. Technisch wäre es gut beherrschbar, schwierig ist aber das Organisatorische, wie etwa am Projekt K 118 auf dem Lagerplatzareal in Winterthur zu sehen ist. Woher weiss ich als Bauherr oder Planer, dass irgendwo in der Schweiz irgendwann Bauteile anfallen, die zu meinem Projekt passen? Die Suche nach geeigneten Bauteilen darf den Bau ja letztlich nicht verteuern.

Klar, es gibt ein paar kleine Baustoffbörsen, die sind aber stark spezialisiert und regional ausgerichtet. Wollen wir die Wiederverwendung fördern, brauchen wir aber eine riesige, mindestens landesweite Bauteilbörse. Dort gehören nicht nur alle Angebote hinein, sondern auch die Suchaufträge der Interessenten samt detaillierten Spezifikationen. Das ist keine Hexerei und funktioniert im Web schon längst, etwa bei Partnerbörsen. Fragt sich bloss, warum es noch niemand richtig angepackt hat. Vielleicht fehlt es am nötigen Stupser von amtlicher Seite? Vielleicht brauchen wir eine Art Mustervorschriften der Kantone für die Abfallvermeidung, eine MuKAv?


Zum Autor:

Martin Hitz ist Präsident des Netzwerks Nachhaltiges Bauen Schweiz NNBS