Vor ca. 50 Jahren hatten wir die «Ölkrise» – aus politischen Gründen floss plötzlich das billige Öl nicht mehr. Ganze Industrien waren betroffen. Zum Energiesparen wurden autofreie Sonntage eingeführt. Damals realisierten bereits einige, dass es sinnvoll wäre, auf «einheimische Energieträger» zu setzen. Doch leider war der Ölpreis-Schock von zu kurzer Dauer, als dass ein grundsätzliches Umdenken eingesetzt hätte. Schnell wurde wieder massiv auf Öl, Gas und Uran gesetzt. Und heute? Wir sind wieder in der gleichen Situation wie vor 50 Jahren: Aufgrund geopolitischer Verwerfungen und des ungeplanten Ausfalls von mehr als einem Dutzend französischer AKW ist der Preis für Strom, der seit den 90er-Jahren wie Öl ein Handelsgut geworden ist, durch die Decke gegangen. Hätten wir vor 50 Jahren auf die Solarpioniere gehört, so würde uns dieser Preisanstieg heute kaum betreffen – denn die einheimischen erneuerbaren Energien – Wasser, Sonne und Wind – schicken bekanntermassen keine Rechnung. Im Unterschied zu vor 50 Jahren scheint heute der Preisschock lange genug anzuhalten: Sogar Exponenten, die die Erneuerbaren jahrzehntelang schlecht-
geredet haben, sind plötzlich Feuer und Flamme für die Sonne – und jetzt muss es ganz schnell gehen. Leider hat man es in den vergangenen Jahrzehnten aber versäumt, Zubaukapazitäten aufzubauen. So fehlt es an notwendigen Fachleuten, aber auch an Komponenten wie Wechselrichtern und Unterkonstruktionen.

Der «Solarexpress» braucht also mindestens noch eine weitere Lokomotive, besser noch zwei. Und diese zwei Loks heissen Effizienz und Suffizienz.

Effizienz bedeutet, vorhandene Energie besser zu nutzen. Das relativ einfach erreichbare Stromsparpotenzial in der Schweiz wird auf ca. 20–30 % geschätzt. Hierzu gehören viele, sehr niedrig hängende Früchte. So kann eine gut geplante und eingestellte Wärmepumpenanlage bis zu 50 % weniger Strom verbrauchen als eine schlechte Anlage. Man kann der Effizienz sogar ein Preisschild geben. Ein Beispiel: Die geplanten alpinen Solaranlagen sollen im Vollausbau ca. 2 TWh Strom pro Jahr produzieren und damit ca. 3,3 % des jährlichen Stromverbrauchs abdecken. Das soll geschätzt 4–5 Milliarden Franken kosten. Würde dieses Geld zum Energiesparen eingesetzt, könnte man für eine gesparte kWh CHF 2.50 ausgeben. Damit wäre man schon bei den höher hängenden Früchten, die niedrigen sind wesentlich preiswerter. Volkswirtschaftlich gesehen wäre es also sinnvoller, Energie zu sparen, anstatt sie zu produzieren.

Das führt zur Suffizienz: Sie beschreibt das Vorgehen, ein Ziel mit möglichst geringem Mitteleinsatz zu erreichen. Wobei das Ziel vieles beinhalten kann: Ernährung, Transport oder auch Wohnen und Bekleidung. In der Praxis kann man auf die erprobten Rezepte früherer Generationen zurückgreifen, denn in den 60ern betrug der Pro-Kopf-Energieverbrauch nur ein Drittel unseres heutigen Verbrauchs. Und hier kann sich jeder – ob Privatperson oder Unternehmer – fragen, was wir heute «mehr haben» als damals.

Schicken wir also alle drei Züge auf die Reise hin zu einer nachhaltigen Energiezukunft: Nebst dem «Solarexpress» auch den «Effizienz-» und «Suffizienzexpress» – und mit diesen drei Expresszügen ist die Energiewende schnell geschafft!

Autor

Walter Sachs ist Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Sonnenenergie SSES.

Illustrationsbild: istockphoto.com/Sterling750
Autorenfoto: Bild: Norbert Egli