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«Strom ist der zentrale Schlüssel auf dem Weg zu einer klimafreundlichen Schweiz.» So schrieb VSE Direktor Michael Frank vor einem Jahr an dieser Stelle. Daran hat sich nichts geändert. Die Strombranche sah er in der «Pole Position», um diese Aufgabe wahrzunehmen, sobald die Startflagge falle. Boden gutgemacht hat die Schweiz seither jedoch nicht. Wir befinden uns noch immer in der Aufwärmrunde. Dabei führt uns die aktuelle Lage vor Augen, wie dringend der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern ist. Nicht nur für das Klima, sondern auch, um nicht länger einer unerwünschten und riskanten Abhängigkeit in der Energieversorgung ausgesetzt zu sein.

Die Schweiz steht am Scheideweg. Meint sie es ernst mit der Umsetzung der Energiestrategie und der Klimaneutralität bis 2050, muss sie das Tempo massiv erhöhen. Weiter wie bisher ist keine Option und würde 100 Jahre bis zum Ziel bedeuten. Für die Versorgungssicherheit und netto null sind ein massiver Ausbau erneuerbarer Stromproduktion und Speicher sowie mehr Effizienz im Inland zwingend. Dafür braucht es in erster Linie eine übergeordnete Abwägung von Schutz- und Nutzungsinteressen sowie eine effektive Beschleunigung von Bewilligungs- und Beschwerdeverfahren.

Dies ist im Interesse der Schweizer Bevölkerung. Laut einer repräsentativen und unabhängigen Umfrage im Auftrag des VSE sprechen sich überwältigende Mehrheiten für die Förderung aller erneuerbaren Energien aus und werten deren Ausbau als gelebten Klima- und Umweltschutz. Schweizerinnen und Schweizer sind sogar bereit, wenn nötig für die Versorgungssicherheit Abstriche beim Umweltschutz und bei den Beschwerderechten zu akzeptieren. Die Bevölkerung gibt damit die Richtung unmissverständlich vor. Die offensichtlich nicht mehrheitsfähige Blockadepolitik der letzten Jahre ist im Sinne der Versorgungssicherheit und des Klimas aufzugeben. 

Ja, der Ausbau der erneuerbaren Energien ist nicht ohne Eingriffe in die Natur- und Landschaft zu haben. Doch zeigen zahlreiche Beispiele, dass Schutz und Nutzung miteinander einhergehen und Energie-Infrastrukturen massgebend zum Schutz beitragen können. Zu nennen sind etwa das Grimsel- und Oberaarschutzgebiet, der Klingnauer Stausee, der Lac de la Gruyère, der Wohlensee sowie Teile des Val d’Arolla. Erfolgsgeschichten wie diese, die von grosser Kompromissbereitschaft aller Beteiligten zeugen, müssen endlich zur Regel werden. Damit wir bis 2050 auf die Zielgerade in eine sichere und klimafreundliche Energiezukunft einbiegen können.

Autorin:

Nadine Brauchli
ist Bereichsleiterin Energie beim Verband Schweizerischer
Elektrizitätsunternehmen VSE.
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