Bild: HEKS

Die Klimakrise zählt zu den grössten Herausforderungen unserer Zeit. Der Weltklimarat (IPCC) stellt in seinem sechsten Sachstandsbericht unmissverständlich klar, dass der Temperaturanstieg in der Atmosphäre, in den Weltmeeren und auf den Kontinenten zweifelsfrei vom Menschen verursacht ist. Die Folgen dieser Klimaerhitzung, etwa die Zunahme der Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen, der Anstieg des Meeresspiegels und die Veränderung der Niederschläge sind bereits beim derzeitigen globalen Temperaturanstieg um 1,1 °C deutlich spürbar. Je stärker die Erderwärmung fortschreitet, umso heftiger werden diese Folgen ausfallen. 

In Verbindung mit anderen drängenden Problemen wie beispielsweise dem Verlust der biologischen Vielfalt, der Zerstörung von Ökosystemen und der Verschärfung der sozialen Ungleichheit stellt die Klimakrise die Menschheit vor eine nie da gewesene Herausforderung und macht gleichzeitig auch frühere Anstrengungen zur Bekämpfung von Armut und Hunger zunichte.

Die Politik hat versagt

Obwohl die Wissenschaft schon seit über 40 Jahren auf den vom Menschen verursachten Klimawandel und dessen potenziell katastrophale Folgen hinweist, hat es die Politik in weiten Teilen versäumt, das Problem ernst zu nehmen und entschlossen anzupacken. Gegenwärtig ist die Welt weit davon entfernt, den globalen Temperaturanstieg auf unter 2 °C, geschweige denn 1,5 °C begrenzen zu können. Die weltweiten CO2-Emissionen steigen weiter an, und selbst wenn die zugesicherten Emissionsreduktionsziele aller Länder dieser Welt verbindlich festgeschrieben würden, befindet sich die Welt weiter auf dem Weg zu einer Erwärmung um rund 2,7 °C im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.

Klimagerechtigkeit

Die Klimakrise ist auch eine Frage von Gerechtigkeit. Nicht alle Menschen sind vom Klimawandel gleichermassen betroffen. Die Folgen variieren je nach geografischer Lage (kleine Inseln, niedrig liegende Küstenregionen und Trockengebiete werden am stärksten betroffen sein), nach Gefahrenpotenzial (etwa nicht anerkannten Siedlungen in Überschwemmungsgebieten) sowie nach sozioökonomischem Stand der Bevölkerung. Am stärksten gefährdet sind die Menschen im globalen Süden, die gleichzeitig am wenigsten zum Problem des Klimawandels beigetragen haben. 

Effektive Klimaschutzmassnahmen

Unverzügliche, effektive Klimaschutzmassnahmen, sprich die kompromisslose Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens und die Bereitstellung angemessener finanzieller Mittel für Anpassungsmassnahmen sowie die Kompensation klimabedingter Schäden und Verluste, sind für eine nachhaltige und gerechte Entwicklung unabdingbar. 

Neue Risiken

Gleichzeitig gilt es, neue Risiken im Zusammenhang mit technischen Lösungen zur Emissionsreduktion im Auge zu behalten: Der grosse Flächenbedarf für Wind- und Wasserkraftwerke kann zu neuen Landnutzungskonflikten führen. Die Nachfrage nach Batterien für Elektrofahrzeuge wird den Bedarf an Rohstoffen für deren Produktion in die Höhe treiben und kann bei deren Gewinnung und Förderung zu neuen Umweltproblemen und Menschenrechtsverletzungen führen. Um die Klimakrise zu stoppen, muss daher ein grundlegendes Umdenken in Wirtschaft und Gesellschaft stattfinden. Um auf ein solches hinzuarbeiten, ist eine starke Zivilgesellschaft von zentraler Bedeutung, weil sie eine wichtige Watchdog-Rolle spielen kann. 

Autorin:

Judith Macchi
Klimaexpertin, HEKS (Hilfswerk der evangelisch-reformierten Kirche Schweiz)