Millionen von Jugendlichen in über hundert Ländern der Welt haben erkannt, dass sich die Klimaerwärmung noch zu ihren Lebzeiten zur Klimakatastrophe ausweiten kann. Seit Monaten demonstrieren sie deshalb für eine griffige Klimapolitik. Sie tun das fantasievoll, gut informiert und mit konkreten Vorschlägen für persönliche oder gesellschaftliche Klimaziele.

Bei uns in der Schweiz haben die Jungen schon einiges in Bewegung gesetzt. Mittlerweile bemühen sich auch Parteien, die eine wirksame Klimapolitik bisher verhindert haben, (hoffentlich nicht nur jetzt vor den Wahlen) darum, die Reduktion der Klimagase in ihr Programm aufzunehmen.

Neu kommt nun auch die Landwirtschaft in Bewegung. Die industrielle Landwirtschaft ist eine der wichtigsten Verursacher von Klimagasen. Gleichzeitig sind die Bäuerinnen und Bauern die Ersten, die unter den Folgen des Klimawandels leiden.

In meinem Herkunftsland Indien haben sich deshalb rund zweihunderttausend Bäuerinnen und Bauern auf den Weg in die Städte gemacht, um von der Politik Lösungen angesichts des Klimawandels einzufordern. In der Schweiz erkennen immer mehr Bäuerinnen und Bauern, dass die biologische Produktion nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch Sinn macht. Gleichzeitig haben auch die Konsumentinnen und Konsumenten begonnen, mit landwirtschaftlichen Rohstoffen bewusster umzugehen. Sie konsumieren mehr nachhaltig produzierte Nahrungsmittel. Sie beschränken ihren Fleischkonsum. Und zusammen mit dem Grosshandel haben sie dem Foodwaste den Kampf angesagt.

Die Jungen auf der Strasse, Bäuerinnen und Konsumenten, politische Bemühungen um CO2-Abgaben: Die Klimapolitik ist dynamischer geworden und die Einsicht wächst, dass Klimapolitik auch mit Raumplanung, Ernährung, Wohnungsbau und Verkehrsplanung zu tun hat.

Was aber immer noch bleibt, sind die Ungleichheiten:

  • Hauptverursacher der Klimagase sind die alten Industrieländer und einige neue grosse Akteure in der Weltwirtschaft.
  • Die Ärmsten in den Entwicklungsländern, die nichts zum Klimawandel beigetragen haben, leiden am meisten darunter.
  • Die Jungen werden stärker unter den Folgen des Klimawandels leiden als die Generation, die diesen Wandel verursacht hat.
  • Nicht alle Länder und Gesellschaften haben die gleichen Fähigkeiten und Mittel, um den Klimawandel einzudämmen und negative Folgen zu verhindern.

Aus diesen Gründen ist es mehr als nur angemessen, dass die reichen Länder die Entwicklungsländer darin unterstützen, ihre Bevölkerung vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen. Sie müssen dafür neue, zusätzliche Mittel bereitstellen. Der Bundesrat sieht aber lediglich vor, bestehende Mittel aus dem Entwicklungshilfebudget dafür einzusetzen. Damit verfehlt die Schweiz ihre internationalen Verpflichtungen.

Auch der Weltklimarat der UNO (IPCC) beobachtet die neuen Dynamiken in der Klimapolitik. In seinem jüngsten Bericht hält er fest, dass es immer noch möglich ist, die Erwärmung des Weltklimas auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken. Gleichzeitig warnt er, dass die Handlungsspielräume dafür schnell kleiner werden. Packen wir es jetzt an!


Rupa Mukerji, Leiterin Beratungsdienste und Mitglied der Geschäftsleitung von Helvetas; Mit-Autorin des IPCC-Berichts