Der Klimawandel ist die grösste gemeinsame Herausforderung unserer Zeit. Bei der Anpassung an die Folgen der Klimaerwärmung leistet die Raumplanung bereits einen grossen Beitrag. Beim Klimaschutz hingegen gibt es Nachholbedarf.

Die Raumplanung hat den Auftrag, eine zweckmässige und haushälterische Nutzung des Bodens sicherzustellen. So steht es in Artikel 75 der Bundesverfassung. Die Raumplanung legt deshalb fest, wo was gemacht werden soll oder darf – zum Beispiel mit Nutzungsplänen. Nehmen wir zuerst die Anpassung an die Folgen der Klimaerwärmung wie beispielsweise zunehmende Naturgefahren durch Hochwasser, Murgänge, Rutschungen oder Steinschlag: Um die notwendigen raumplanerischen Massnahmen treffen zu können, werden Gefahrenkarten erarbeitet und angepasst. Man spricht von einer risikobasierten Raumplanung. Die Nutzungspläne berücksichtigen diese Risiken und sorgen dafür, dass gefährdete Gebiete naturgefahrengerecht genutzt oder freigehalten werden. Die Anpassung an die Klimaerwärmung ist aber auch im besiedelten Gebiet erforderlich: In den Städten wird es immer heisser. Die vielen versiegelten Flächen absorbieren die Sonnenstrahlung und heizen die Umgebung auf. Es entsteht ein Hitzeinseleffekt. Planerische Massnahmen wie beispielsweise mehr Grünflächen, Beschattungen, bewegtes Wasser oder die Verwendung geeigneter Baumaterialen (z. B. helle Strassenbeläge) erzielen eine kühlende Wirkung.

Kommen wir zum Klimaschutz, der noch wichtiger ist als die Klimaanpassung: Zur Erklärung, welche Massnahmen den Klimaschutz fördern, eignet sich das Bild des ökologischen Fussabdrucks. Dieser wird kleiner, wenn weniger Treibhausgasemissionen verursacht werden. Weniger reisen, Energie sparen, den eigenen Konsum anpassen oder wiederverwerten reduzieren den Fussabdruck. Was hat das mit Raumplanung zu tun? Mehr, als man auf den ersten Blick meinen könnte. Sowohl die Produktion erneuerbarer Energien mit Wasser, Wind oder Sonne als auch die neuen Formen der Mobilität müssen räumlich abgestimmt werden. Dafür ist die Raumplanung zuständig. Klimaschutz geht also weit über die Reduktion von Treibhausgasemissionen hinaus. Wenn wir diese auf null reduzieren, aber nicht gleichzeitig überall auf lokaler Ebene etwas gegen die fortschreitende Umweltzerstörung unternehmen, wird das Klima völlig aus dem Gleichgewicht geraten. Nur wenn lokale Ökosysteme wiederhergestellt und geschützt sind, ist auch eine zumindest teilweise Genesung auf globaler Ebene möglich.

Klimaschutz ist also auch Regeneration der Ökosysteme, Förderung der Biodiversität und der Resilienz der Biosphäre. Auch Boden- und Landschaftsschutz tragen somit zum Klimaschutz bei. Die Raumplanung muss dafür sorgen, dass die Trennung von Baugebiet und Nichtbaugebiet – der sogenannte Trennungsgrundsatz – gestärkt und die natürliche Landschaft geschützt wird. Schlussendlich schützen wir auch die Menschen, wenn wir das Klima schützen.

Damian Jerjen
Direktor, EspaceSuisse

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