Bautechniken und -prozesse haben sich stetig weiterentwickelt und verbessert. Heute sind wir so weit, dass Neubauten auch energieautark betrieben werden können – dies bei zeitgemässem Wohnkomfort. Dass sich der Gebäudesektor wandelt, lässt sich auch an der Treibhausgas-Statistik ablesen. Gegenüber 1990 konnte der Ausstoss in diesem Sektor bis 2019 um 35 % gesenkt werden. Dies bei gleichzeitigem Bevölkerungswachstum und Zunahme der Wohnflächen.

Kombinationen von Fensterersatz, Dachsanierung und dem Einsatz einer Wärmepumpe oder der Einbau einer Wärmekraftkoppelungsanlage, die mittels synthetisch hergestellter Gase betrieben werden kann, machen es möglich, bestehende Bauten energetisch auf den heutigen Stand zu heben.

Genauso vielfältig wie die Lösungsmöglichkeiten sind die Gebäude und deren Eigentümer. Vom kinderlosen Doppelverdienerpaar über die kinderreiche Familie und das Rentnerpaar bis zur alleinstehenden Witwe gibt es verschiedenste Konstellationen. Darauf muss ein Sanierungskonzept genauso Rücksicht nehmen wie auf das eigentliche Gebäude, das es zu beurteilen gilt. Die finanzielle Lage, das eigene Lebensmodell und der individuelle Raumbedarf prägen die Entscheide rund um ein Haus massgebend.

Daher helfen uns für den Wandel hin zu einem klimafreundlichen Gebäudepark starre und einengende Vorschriften nicht. Gefragt sind individuelle Erneuerungskonzepte und auf die Bedürfnisse angepasste Strategien. Diese müssen auch die sozioökonomischen Belange berücksichtigen und können – sollen sie nachhaltig wirken – nicht nur allein auf die Energieeffizienz getrimmt sein. Exakt diese Offenheit wird es den Planern ermöglichen, wieder freier und kreativer zu denken und die jeweils beste Lösung realisieren zu können.

Lösungen, die vermehrt auch über das einzelne Objekt hinausgehen und insbesondere bei der Energieversorgung auf Areal- oder Quartierebene ansetzen. Nicht jedes Haus muss ein Kraftwerk sein. Dank moderner Technologie und intelligenter Vernetzung kann lokal erzeugte Energie lokal gespeichert und konsumiert werden. Noch wichtiger als beim Einzelobjekt ist hier, dass die Implementierung solcher Lösungen über Anreize und Kooperation entsteht. Individuelle Beratung und offene Rahmenbedingungen bieten dazu die besten Voraussetzungen.

Markus Meier
Direktor HEV Schweiz

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