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Der Klimawandel verändert den Wasserhaushalt der Schweizer Gewässer. Immer häufiger kommt es zu Hochwasser, trockenen Flussläufen und hohen Wassertemperaturen. Damit verbunden sind weitreichende Auswirkungen auf gesellschaftliche Sektoren wie Hochwasserschutz, Landwirtschaft und Ökologie. Neben direkten Massnahmen, um den Klimawandel zu bremsen, benötigt es daher auch solche zur Verbesserung der Klimaresilienz – zum Beispiel die Wiederherstellung natürlicher Auenlandschaften.

Feuchte Winter, trockene Sommer

Während der Sommermonate müssen unsere Bäche und Flüsse mit immer weniger Wasser auskommen. Ausserdem kommt es zu häufigeren und länger anhaltenden Trockenperioden und punktuellen Starkregenereignissen mit lokaler Überlastung der Kanalisationen. 

Im Winter nehmen die Niederschläge zwar zu, sie fallen jedoch vermehrt als Regen. So wird weniger Wasser in den Alpen gespeichert und der Abfluss verschiebt sich von der Schneeschmelze in den Winter. Hochwasserereignisse im Winter und Frühjahr sowie Niedrigwasserphasen im Sommer werden wahrscheinlicher. 

Bis zum Ende des Jahrhunderts werden wir ausserdem einen Grossteil unserer Gletscher verlieren. Wenn die Gletscher schmelzen, reduziert sich langfristig jedoch auch ihr Beitrag zum Wasserhaushalt – und zwar ebenfalls im Sommer, wenn der Wasserbedarf am grössten
ist.

Hochwasser, Wassermangel und Artensterben

Aktuell bilden diese Veränderungen vor allem für den Hochwasserschutz eine grosse Herausforderung. Besonders betroffen ist das dicht besiedelte Mittelland. Dort sind Hochwasser zwar weniger häufig als in den Bergen, aber der verursachte Schaden um ein Vielfaches höher. 

Auch die Landwirtschaft ist vom veränderten Wasserhaushalt betroffen. Wenn im Sommer das Wasser in den Bächen und Flüssen knapp wird, stellt sich die Frage, wie die Kulturen noch ausreichend bewässert werden können. Grundsätzlich wird die Schweiz auch in Zukunft über ausreichend Trinkwasser verfügen, lokal kann es jedoch auch hier vereinzelt zu Knappheiten kommen. 

In Kombination mit hoher Sonneneinstrahlung wirkt sich Niedrigwasser zudem stark auf die Wassertemperaturen aus. Steigen diese über 25 Grad, wird es für Arten wie Forellen, Felchen oder Äschen lebensbedrohend. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen davon aus, dass hitzeempfindliche Arten aus vielen Schweizer Flüssen ganz verschwinden könnten. 

Anpassung durch Gewässerschutz

Nach Berechnungen der Weltnaturschutzunion (IUCN) leisten intakte natürliche Wasserökosysteme durch Wasseraufbereitung und -regulierung jährlich weltweit eine Wertschöpfung von 29 Trillionen Schweizer Franken. Deren Verlust können wir uns auch als reiche Volkswirtschaft nicht leisten.
Neben direkten Massnahmen, um den Klimawandel zu bremsen, benötigt es daher auch solche zur Verbesserung der Klimaresilienz. 

Gletscher, die grosse Wasservorräte speichern, revitalisierte Flussläufe mit natürlichen Auenlandschaften, die übermässigen Wasserabfluss absorbieren und im Gebiet zurückhalten, ausreichende Restwassermengen, die eine unnötige Aufwärmung der Flüsse vermeiden, sowie regionale Planungen für Wasserentnahmen sind hierfür zentral und bieten die Möglichkeit zu vielfältigen Synergien. Denn wenn wir unsere Gewässerlebensräume schützen, optimieren wir gleichzeitig die technische Infrastruktur – beispielsweise im Sinne des Hochwasserschutzes. 

Autorin:

Salome Steiner
ist Geschäftsleiterin bei Aqua Viva.