Noch heute bestehen Fahrzeuge mehrheitlich aus Stahl, auch wenn dieser zusehends von Leichtmetallen und Kunststoffen bedrängt wird. Trotzdem, der Metallanteil in den heutigen Fahrzeugen liegt immer noch bei 70 bis 75 Prozent und damit nicht viel tiefer als in früheren Jahren. Obwohl Kunststoffe für die Gewichtsreduktion wichtig sind, hat sich das Kunststoffauto bis heute nicht durchgesetzt. Stahl hat halt immer noch seine Vorteile.
Eisen- und Stahlschrott kann beliebig oft und ohne Qualitätseinbussen eingeschmolzen und zu neuem Rohstoff umgeschmolzen werden. So wird der Stoffkreislauf optimal geschlossen. Das hochwertige Metallrecycling schont die Erz-Abbaugebiete und benötigt überdies viel weniger Energie als die Primärproduktion. Die jährlich in der Schweiz verwerteten 80’000 Altfahrzeuge erzielen gegenüber der Primärproduktion grosse Einsparungen.
Die Schweiz besitzt keine besonderen Bodenschätze. So nimmt das Recycling von gebrauchten Konsumgütern wie zum Beispiel Autos, Infrastrukturanlagen und Produktionsresten unter dem Begriff «Urban Mining» einen wichtigen Stellenwert ein.
Fahrzeuge werden in zwei Stufen behandelt, bei denen Ersatzteile zur Wiederverwendung und Wertstoffe zum Recycling entnommen werden:
1. Autoverwerter
Autoverwerter-Betriebe führen zuerst eine Trockenlegung durch. Das bedeutet, Öle, Flüssigkeiten, aber auch Reifen und die Batterie(n) werden entnommen. Öle und Reifen werden hauptsächlich als alternativer Brennstoff den Zementwerken zugeführt. Die Autoverwerter sind besonders an wiederverwendbaren Ersatzteilen interessiert. Sie führen grosse Ersatzteillager mit bis zu 200‘000 Teilen. Nach der Behandlung werden die ausgeschlachteten Autokarossen flach gepresst und einem Shredderwerk verkauft.
2. Shredderwerk
Shredderwerke existieren seit den 70er-Jahren. Das Ziel ist die Rückgewinnung der Metalle, insbesondere von Eisen und Stahl, aber auch Aluminium und weiteren wertvollen Metallen. Der Autoschrott macht etwa einen Anteil von 25 bis 30 Prozent aus. Der Rest sind Altmetalle, Haushaltsgeräte, Metallabfälle aus Abbrüchen und Produktionsanlagen. Die tonnenschwere Hammermühle (Shredder) zerschlägt das Autowrack, auch wenn der Motor noch drin ist, binnen Sekunden in faustgrosse Stücke. Heraus kommt der Shredderschrott, ein Gemisch aus Nichteisenmetallen und schweren Gummi-Kunststoffteilen sowie die Shredderleichtfraktion – auch RESH genannt.
Die schweizerischen Shredderwerke verkaufen den Eisen- und Stahlschrott unter anderem direkt an die beiden einheimischen Stahlwerke Stahl Gerlafingen AG und Swiss Steel AG, die zusammen jährlich 1.2 Millionen Tonnen Stahl herstellen. Der Kreislauf ist geschlossen.
Energienutzung
Auch in den sogenannten nicht metallischen Shredderrückständen stecken noch Wertstoffe, die allerdings nicht mehr so leicht zu trennen sind. Es ist ein Gemisch aus Kunststoffen, Gummi, Dämmstoffen, Textilien, Holz, mineralischen Stoffen und Restmetallen. Diese Shredderleichtfraktion wird in Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) thermisch verwertet. Diese Behandlung hat sich bewährt, die Abwärme wird zur Stromproduktion und als Fernwärme genutzt. Allein mit der Energie aus der Auto-Shredderleichtfraktion können rund 7000 Haushalte mit Strom versorgt werden.
Schlackenaufbereitung
Wie beim Kaminfeuer zuhause bleibt auch bei der Verbrennung von Abfällen eine Asche, die sogenannte Schlacke, übrig. In den letzten Jahren hat sich ein regelrechter Wettbewerb in der Aufbereitung entwickelt. Denn im Feinanteil schlummern besonders wertvolle Metalle bis hin zu Gold. Hinzu kommen Fraktionen wie Glas und mineralische Stoffe, die ebenfalls dereinst verwertet werden können. Rohstoffe sind also nicht unbedingt im Boden zu suchen. Das Recycling leistet einen wichtigen Beitrag an die Umwelt- und Ressourcenschonung. Eine Herausforderung der künftigen Autoverwertung stellen die elektronischen Bauteile dar, die mit der Elektromobilität weiter zunehmen, sowie besonders die Lithium-Antriebsbatterien. Einerseits ist der Ausbau- und Verwertungsaufwand hoch, andererseits sind hochwertige Metalle verbaut. Ebenfalls herausfordernd sind Leichtbaumaterialien wie carbonfaserverstärkte Kunststoffe, die das Fahrzeuggewicht zwecks CO2-Reduktion senken, das Recycling jedoch erschweren.
Lithium-Batterien
Im Umgang mit ausgedienten Fahrzeugen stellt in der Elektromobilität das Recycling der Lithium-Antriebsbatterien eine grosse Herausforderung dar. Lithium Batterien Recycling betrifft nicht nur rein elektrische Fahrzeugtypen, sondern auch die Plug-in-Hybrid und Mild Hybrid-Fahrzeuge. Die Recycling-Industrie ist für die Verwertung von Lithium-Batterien erst im Aufbau. Der Grund ist, dass es eine gewisse Zeit braucht, bis genügend Batterien das Lebensende erreicht haben und das Volumen für den Recyclingprozess vorhanden ist. Ältere Batterien, die in ihrer Leistung unter 70 bis 80% fallen oder nach einer Fahrleistung von 150’000 bis 200’000 oder mehr Kilometern ihre Lebensdauer im Fahrzeug erreichen, gehen voraussichtlich vor dem Recycling noch in eine 2. Lebensphase. Eine solche Second Life-Nutzung kann beispielsweise der Stromspeicher für die Photovoltaikanlage auf dem Hausdach sein. So kann eine Batterie nochmals Jahrelang im Einsatz stehen.
Es ist vorgesehen, dass defekte Batterien durch ein Batteriezentrum zurückgenommen und die defekten Zellen/Module ausgetauscht werden. So können sie wieder als vollwertige Autobatterie oder für die Stromspeicherung eingesetzt werden.
Eine definitive Endstation einer Lithium-Batterie ist, wenn sie bei einem Unfall beschädigt wird. Dies erfordert für Unfall-, Abschlepp- und Verwertungsdienste neue Vorgehensweisen, da die Flüssigkeit bei einem Brand verdampfen kann und sich entzünden kann.
Die Stiftung Auto Recycling Schweiz erarbeitet mit Unterstützung der EMPA für die Verwertung dieser und weiterer zukünftiger Fahrzeugtypen ein branchenweites, koordiniertes Vorgehen.
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